Alte Ziegelei

Jubiläum: Vor 25 Jahren

Die gute Seele der Sporthalle

Gütersloh (abb). Vor 25 Jahren ist die Sporthalle Alte Ziegelei zwischen Friedrichsdorf und Avenwedde gebaut worden. Seit einem Vierteljahrhundert heißt der Hallenwart Theo Kordtokrax. Der Rentner ist nicht nur Hausmeister, sondern auch die gute Seele der Dreifachhalle.

Als die Sporthalle an der Friedrichsdorfer Straße 1996 gebaut wurde, benötigte man einen Hallenwart. Wilhelm Kottmann vom Fachbereich Sport der Stadt Gütersloh fragte damals Theo Kordtokrax. Der sportbegeisterte ehemalige Fußballer hatte schon eine zehnjährige Erfahrung als Platzwart des SV Avenwedde. Kordtokrax zögerte nicht lange und sagte zu.

„Am 1. Mai 1996 habe ich die Halle zum ersten Mal richtig in Ruhe aufgeschlossen“, sagt Kordtokrax. Seither gab er den Schlüssel nicht mehr aus der Hand. In der Dreifachhalle kennt sich der Friedrichsdorfer aus wie in seiner Westentasche. „An erster Stelle kommt mein Wohnzimmer zuhause, dann aber auf jeden Fall diese Halle“, sagt der 70-Jährige lächelnd. Doch wenn man ihm zuhört, kommen an dieser Aussage leichte Zweifel auf. Insgeheim ist wohl eher die Sporthalle sein Wohnzimmer.

Gemeinsam mit zwei Reinigungskräften ist Kordtokrax verantwortlich für die Halle. Dabei investiert er viel Arbeit, Enthusiasmus und vor allen Dingen Zeit. Kordtokrax: „Oft bin ich den ganzen Tag hier. Es gibt immer irgendwas zu tun.“ Wenn nicht gerade eine Corona-Pandemie den Betrieb in der Halle stoppt, weilt er von 7 Uhr bis 22.45 Uhr in der Sportanlage. „Morgens putzen die Reinigungskräfte durch. Ab zirka 8.30 Uhr ist hier Betrieb.“ Es kommen die ersten Frühturner und Eltern mit ihren Kindern. Später absolvieren die Schüler der Friedrichsdorfer Waldorfschule ihr Sportprogramm, ehe ab 14 Uhr „das volle Programm startet“, wie es Theo Kordtokrax ausdrückt. Kinderturnen, Kunstturnen, Badminton – die Alte Ziegelei ist bis in den späten Abend ausgebucht. „Manchmal fragen auch die Fußballer vom TuS Friedrichsdorf oder vom SV Avenwedde, ob sie in die Halle dürfen“, sagt Kordtokrax, der auch für die Halleneinteilung verantwortlich zeichnet. „Ich schaufel dann gern mal Termine frei und hänge ein paar Stündchen dran.“

Der Hallenwart schaltet am Abend nicht nur das Licht aus und schließt die Tür ab. Anfallende Reparatur- und Ausbesserungsarbeiten erledigt er selbst. „Wenn irgendwo eine Schraube locker ist, dann bin ich zur Stelle“, sagt Kordtokrax lachend. Die Sportgeräte indes müssen von Fachfirmen gewartet und repariert werden. „Dabei geht es natürlich um die Sicherheit der Sportler.“

Die Halle sei sein A und O, sagt Kordtokrax. Stolz sagt er, die Alte Ziegelei genieße einen hervorragenden Ruf. Nicht nur der Hauptplatz befindet sich in einem tadellosen Zustand. Auch die Tribüne, der Gymnastik- und Geräteraum sowie die Kabinen glänzen förmlich. Dort kann es jederzeit wieder losgehen. Zurzeit bremst die Corona-Krise den Betrieb aus. Theo Kordtokrax: „Das ist echt bitter für alle Sportlerinnen und Sportler. Ich hoffe, dass hier bald wieder richtiges Leben einkehrt.“

Theo Kordtokrax: „Sie hält mich fit“

Gütersloh (abb). Manchmal habe es auch Meinungsverschiedenheiten mit Trainern oder Sportlern gegeben. „Aber wir reden darüber, und dann ist es auch vergessen“, sagt Theo Kordtokrax, der angibt, mit allen Leuten gut auszukommen. Dies habe auch für die 290 Flüchtlinge gegolten, die 2015 in der Alten Ziegelei lebten. „Ich kam sehr gut mit ihnen klar. Eine Unterhaltung fand zur Not mit Händen und Füßen statt.“ Dennoch sei diese Zeit schwierig gewesen, da nicht alle Sportler oder Nachbarn das Geschehen während der Flüchtlingskrise gutgeheißen hätten.

Der absolute Höhepunkt in den vergangenen 25 Jahren sei die Sportgala zum zehnjährigen Bestehen 2006 gewesen. „Die Hütte war voll, alle Sportler waren da. Begeisterung pur“, schildert Kordtokrax. „Da haben wir hier richtig Tempo gemacht.“ Und als großer ehemaliger Torwart und Fußball-Fan („Mein Herz schlägt für den FC Bayern“) liebt Theo Kordtokrax auch die Jugendturniere des TuS Friedrichsdorf sowie des SV Avenwedde und den traditionellen Brinker-Cup im Januar mit Teams aus der Region.

Mit 80 Jahren möchte Theo Kordtokrax nicht mehr jeden Tag in der Halle sitzen, obwohl seine Frau Maria alles gern mitmacht „und die Halle mich fit hält“.

Die Sporthalle an der Friedrichsdorfer Straße wurde zu Pfingsten 1996 nach 15-monatiger Bauzeit fertiggestellt. Die offizielle Übergabe fand am 1. September 1996 statt. Zur Einweihung kamen die damalige Landrätin Ursula Bolte, Ex-Bürgermeisterin Maria Unger sowie der ehemalige Oberkreisdirektor Günter Kozlowski. In der Dreifachhalle finden 240 Gäste auf der Tribüne Platz. Die Baukosten beliefen sich auf gut sieben Millionen D-Mark. Die Halle wird vom TuS Friedrichsdorf und vom SV Avenwedde genutzt, die Gesellschafter einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) sind.  Den Namen „Alte Ziegelei“ bekam die Sporthalle erst später. Er erinnert an die Ziegelei, die früher an der Friedrichsdorfer Straße betrieben wurde.