Badminton: Das Oberligateam aus Friedrichsdorf verbringt reichlich Zeit auf der Straße. An Doppelspieltagen, wie am vergangenen Samstag und Sonntag, ist das Wochenende hin.
Von Gregor Winkler
Gütersloh. Die Sonne versucht an diesem Sonntagmorgen nur sehr halbherzig, die tief hängenden grauen Wolken zu durchbrechen. Man würde es ostwestfälisches Össelwetter nennen: es ist nasskalt und windig – und vor allem ist es noch früh. Ein paar Verwegene, die beim Bäcker die ersten Brötchen des Tages ergattern wollen, sind auf der Straße. Ansonsten ist es ruhig. Nur auf einem kleinen Parkplatz in Spexard am Rande der Autobahn 2 ist schon Leben.
Acht Sportler trudeln ein, um sich auf den Weg zum Auswärtsspiel zu machen. Das ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. Für diese Athleten ist es allerdings schon der zweite Wettkampf des Wochenendes. Keine zwölf Stunden zuvor haben sie die Sporthalle in Friedrichsdorf abgeschlossen, um sich am frühen Sonntagmorgen bereits wieder auf den Weg nach Gladbeck zu machen. Die Badmintonspieler des TuS Friedrichsdorf befinden sich im Dauerbetrieb.
Das Aufstehen dürfte gar nicht so einfach gewesen sein, denn neben der frühen Uhrzeit drückt das Ergebnis des Vortages aufs Gemüt. Ein 4:4 gegen die Spvg. Sterkrade-Nord. Damit, das wissen die Friedrichsdorfer, haben sie keine Chance mehr, Tabellenführer BW Ostenland in einem Endspiel am letzten Spieltag noch vom Thron zu stoßen. Und trotzdem müssen sie los ins 150 Kilometer entfernte Gladbeck, wo sie sich später noch eine 3:5-Niederlage gegen den Gladbecker FC II abholen werden.
„Aber wir sind sicherer Zweiter“, baut Joris Krückemeier seine im eiskalten Wind zitternden Mitspieler auf. Ein schwacher Trost. Erstmal gibt es einen Schluck Kaffee aus den Thermobechern. Einer fehlt noch – Simon Klaß ist am Parkplatz vorbei gesaust, um sich beim Bäcker noch mit einem Heißgetränk zu versorgen. „Kommt er zu spät, kostet das“, sagt Sabrina Bartels – bis vor Kurzem noch unter ihrem Mädchennamen Sobek bekannt. Eine Buchung in der Mannschaftskasse wäre der erste Lichtblick des Tages. Doch Klaß hat aufs Gas gedrückt – er kommt pünktlich.
Eine volle Schatulle ist für das Team wichtig. Zwar bekommen sie für ihre Fahrten einen Bulli gestellt – Raumausstatter Andreas Schürmeyer aus Friedrichsdorf braucht das Gefährt am Wochenende nicht und überlässt es großzügig dem TuS-Team – für das Benzin müssen sie aber selber aufkommen. Und der Literpreis für Super liegt an diesem Sonntag bei über 1,70 Euro.
Die Badminton-Oberliga ist keine Hobbyklasse. Hier wird Leistungssport betrieben. „Trotzdem ist es ja kein Geheimnis, dass wir kein Geld dafür bekommen“, betont Nils Rogge. Da erscheint der Aufwand, den sie betreiben, umso sportlicher: Rogge, Klaß und Leonie Zuber sind die Gütersloher im Team, wohnen alle in oder um Friedrichsdorf. Mirko Brüning kommt auch aus Gütersloh, bei Krückemeier (wohnte früher in Vlotho) und Christopher Niemann (wohnte früher in Spenge) schlägt jedes Mal eine Anreise aus Bielefeld zu Buche, Bartels wohnt im knapp 13 Kilometer entfernten Brockhagen.
Den Vogel schießt allerdings Melina Orth ab. Aus dem Bielefelder Stadtteil Vilsendorf zog sie jüngst nach Herford. 30 Kilometer sind es bis Friedrichsdorf. „Aber ich bin jetzt schneller, weil ich näher an der Autobahn wohne“, sagt sie erfreut. Trotzdem reißt sie an so einem Wochenende mal locker 420 Kilometer auf der Straße ab, musste um 7.30 Uhr am Sonntag aufstehen. „Natürlich gibt es nicht allzu viele hochklassig spielende Teams in der Region, aber die Spieler kommen auch zu uns, weil sie die Arbeit in unserem Verein sehr gut finden“, betont Rogge.
Es ist keine Zweckgemeinschaft, sondern ein Freundeskreis. So lässt sich auch die Rückfahrt am Nachmittag aus Gladbeck nach der bitteren 3:5-Niederlage besser ertragen. „Sterkrade und Gladbeck sind mit deutlich stärkeren Truppen angetreten, als noch im Hinspiel. Trotzdem sind wir sehr stolz, immer noch sicherer Zweiter zu sein“, sagt Rogge, der das Team übrigens eine Woche zuvor auch nach Gladbeck kutschiert hatte – zum Ranglistenturnier.
Es folgen noch zwei Heimspiel, gegen den 1. BV Mühlheim III (13. Februar) und das mit Spannung erwartetet Spitzenspiel gegen Ostenland am 20. März, in dem es jetzt immerhin noch darum geht, den Primus ordentlich zu ärgern. Mit der 22-jährigen Nummer eins Christopher Niemann etwa, der zurzeit in Höchstform spielt, oder einem starken 28-jährigen Routinier Mirko Brüning, sollte noch etwas zu holen sein. Beide gewannen gegen Sterkrade und auch in Gladbeck jeweils ihre Einzel. Und ohne das frühe Aufstehen und die stundenlangen Fahrten werden die Beine sicher etwas frischer sein bei den Roadrunnern aus Friedrichsdorf.