Fußball: „Eiserne Lady“ macht gerne klare Ansagen
Gütersloh-Friedrichsdorf (cas). Für die einen ist sie die „Grande Dame“ der Fußballabteilung des TuS Friedrichsdorf, andere nennen sie scherzhaft „Eiserne Lady“. Beides dürfte zutreffen. Gisela Voss, die im Januar ihren 80. Geburtstag feierte und Anfang Februar für 40-jährige Vereinstreue ausgezeichnet wurde, scheut sich gegebenenfalls nicht vor klaren Ansagen.
So wie kürzlich beim Heimspiel gegen SC Wiedenbrück II. „Ich hatte die Schnauze voll und bin deshalb schon nach der ersten Halbzeit gegangen“, machte sie sich aus Enttäuschung über die kaum noch zu verhindernde Niederlage des weiterhin sieglosen Bezirksligisten vorzeitig auf den Heimweg.
In ihrer langen Laufbahn als Jugend-Geschäftsführerin und in diversen anderen Funktionen hat aber Gisela Voss ihren Klub nie im Stich gelassen. Heute noch engagiert sie sich für den TuS, kümmert sich um die Spielerpässe bei den Senioren und Altherren. Die Digitalisierung habe ihr diese Aufgabe wesentlich erleichtert, sagt sie. „Und außerdem sparen wir jetzt das Briefporto“, fügt sie hinzu. Die muntere 80-Jährige, vital wie eine 60-Jährige, hat immer darauf geachtet, mit dem Vereinsbudget sparsam umzugehen.
So bedauert sie keinesfalls das nur kurze Gastspiel des TuS vor rund 30 Jahren in der Landesliga. „Gott sei dank sind wir gleich wieder abgestiegen. Diese Liga war doch für uns finanziell kaum zu stemmen“, erinnert sich die Mutter von zwei Söhnen (Carsten, Holger) und einer Tochter (Anke).
Gisela Voss nimmt kein Blatt vor den Mund. So war es für sie „eine Schweinerei“, dass ihr Verein für Trikots, die Sponsoren gestiftet hatten, eine zusätzliche Abgabe an den Kreisverband entrichten musste. „Einfach bescheuert! Ich habe mich darüber beim Kreisvorsitzenden Reinhard Mainka beschwert“, erzählt sie.
Die Frau von C-Liga-Staffelleiter Hans Voss (78), der zudem für den „TuS-Report“ berichtet, kann auf zahlreiche ehrenamtliche Jobs zurückblicken: Betreuerin bei Ferienfreizeiten des Kreissportbundes, Mitglied des TuS-Jugendvorstandes („Ich habe Trikots der E- und F-Junioren gewaschen, gebügelt und Stutzen gestopft“) und Beisitzerin in der Jugend-Bezirksspruchkammer.
Nicht nur das: Herrschte Personalnot, half Gisela Voss bei der Bewirtung im Friedrichsdorfer Sportheim aus und hat vorübergehend auch Mitgliederbeiträge einkassiert. „Damals gab es noch keinen Bankeinzug, wir sind von Haus zu Haus gegangen“, blickt sie zurück.
Mit Leidenschaft bei der Sache
Gütersloh (cas). Seit Anfang der 70er-Jahre sind Gisela und Hans Voss ein Ehepaar. „Aber wir haben uns nicht beim Fußball kennengelernt“, versichert die einstige Feldhandballerin und Leichtathletin schmunzelnd. Wenn die Voss-Familie gemeinsam Bundesliga im Fernsehen sieht, gibt es unterschiedliche Reaktionen. „Manchmal explodiere ich, während Hans in allen Situationen ruhig bleibt. Ihm ist es egal, wer gewinnt“, skizziert die gebürtige Petershagenerin, die mit Bayer Leverkusen sympathisiert, das familiäre Mentalitätsgefälle.
Für ihre Verdienste wurde die temperamentvolle Dame vor fünf Jahren zum TuS-Ehrenmitglied ernannt. Gisela Voss hat sich kein zeitliches Limit für ihre ehrenamtliche Tätigkeit in „Tippe“ gesteckt: „Solange ich gesund bleibe, mache ich hier weiter.“ Und bei der nächsten Heimpartie des TuS will sie bis zum Abpfiff bleiben – auch dann, wenn dem TuS eine weitere Schlappe droht.