Ein Sieg voller Emotionen

Badminton: Oberligist TuS Friedrichsdorf bezwingt das Schlusslicht TV Datteln mit 7:1. Bei einem Verlierer brennen die Sicherungen durch.

Von Wolfgang Temme Gütersloh. – Wenn der Tabellenzweite das Schlusslicht mit 7:1 bezwingt, hört sich das nach einem schnöden Pflichtsieg an. Doch der Heimerfolg des TuS Friedrichsdorf in der Badminton-Oberliga über den TV Datteln verlief keineswegs so unspektakulär, wie es das Ergebnis ausdrückt. Gäbe es in der Tabelle Sternchen für besonders emotionale Matches, hätte der TuS seit Samstagabend zwei mehr.

Für das erste sorgte Melina Orth. Die 27-Jährige stand in ihrem Einzel gegen Luisa Schürmann unter Druck, denn nebenan schlitterte das Herrendoppel Krückemeier/Niemann in eine unerwartete Niederlage, und Datteln winkte der 2:2-Ausgleich. Tatsächlich stand auch Orth nach Sätzen von 19:21 und 21:14 im dritten Durchgang bei einem Rückstand von 7:15 auf scheinbar verlorenem Posten. Immer wieder punktete ihre 18-jährige Gegnerin mit kurzen Bällen. „Die sind leider gar nicht mein Ding“, gestand Orth. Als Schürmann beim 13:18 nur noch drei Bälle zum Sieg fehlten, schien die Sache entschieden. War sie nicht: Die Friedrichsdorferin holte unter dem Jubel von Zuschauern und Teamkollegen acht Punkte in Folge, triumphierte mit 21:18 und ließ eine in Tränen aufgelöste Verliererin auf dem Feld zurück. „Ich kann es nicht erklären“, staunte Orth selbst über den Verlauf: „Plötzlich lief es, plötzlich habe ich die Bälle so getroffen, wie ich es wollte.“ Weil sie das Spiel genau gelesen hatte, ergänzte Melina Orth fairerweise aber auch: „Und Luisa hat plötzlich so gespielt, wie sie nicht hätte spielen sollen.“

Der Schock über diese bittere Niederlage saß bei den Gästen offenbar tief. Im anschließenden Spitzeneinzel zwischen Christopher Niemann und Thorsten Kunkel nahm der 22-jährige Friedrichsdorfer schon im ersten Satz (21:10) eindrucksvoll Revanche für die Hinspielniederlage. Als Niemann auch im zweiten Durchgang mit 11:3 führte, explodierte die Wut bei seinem 41-jährigen Gegner, der gerade erst bei der Senioren-Weltmeisterschaft am Start gewesen war. Kunkel zertrümmerte den Schlägerkopf auf dem Boden, brach dann über seinem Knie auch noch den Stil durch, schmetterte den Schläger erneut auf den Boden in Richtung Friedrichsdorfer Bank und erklärte gegenüber dem konsternierten Niemann seine Aufgabe.

„So etwas habe ich noch nicht erlebt. Das ist peinlich und darf nicht passieren“, reagierte die Nummer 1 des TuS ruhig. Und schmunzelte mit Blick auf den zertrümmerten Schläger: „Das kostet ihn mindestens hundert Euro.“

Mit der 4:1-Führung im Rücken war der Gesamtsieg des TuS Friedrichsdorf vorgezeichnet. Joris Krückemeier holte mit einem 2:0-Erfolg über Andreas Kunkel den entscheidenden fünften Punkt. Mirko Brüning ließ dem früheren Zweitligaspieler Andreas Lindner beim 21:10, 21:17 keine Chance. Und Nils Rogge und die frisch verheiratete Sabrina Bartels (geborene Sobek) wackelten beim 2:1-Sieg im Mixed nur im zweiten Satz. Die beiden ersten Punkte hatten zum Auftakt die Doppel Brüning/Rogge und Bartels/Orth mit Zweisatzsiegen geholt.

In der Tabelle untermauerte der TuS Friedrichsdorf (16:2 Punkte) seinen 2. Platz hinter BW Ostenland (16:0), gegen den er das Hinspiel mit 3:5 verloren hatte. Das Rückspiel findet am letzten Spieltag am 20. März in Friedrichsdorf statt. Da bei Punktegleichheit nicht der direkte Vergleich, sondern das Spieleverhältnis zählt und hier die beiden Titelkandidaten bisher gleichauf lagen, war der klare 7:1-Sieg über Datteln (Hinspiel: 6:2) durchaus wichtig für den TuS.

„Noch sind wir nicht in der Situation, dass wir uns darüber Gedanken machen müssen“, hält Joris Krückemeier den Ball allerdings flach. „Wir sollten nichts verschenken, aber unser Ziel war es, unter die ersten drei zu kommen“, nimmt auch Nils Rogge Druck aus der Tabellensituation. Grundsätzlich abgeneigt ist man beim TuS aber nicht: „Regionalliga wäre schon schön“, findet Christopher Niemann. Der Bielefelder Informatikstudent sagt aber auch: „Das ist das Höchste der Gefühle. Mehr geht mit zweimal Training pro Woche nicht.“