Versammlungsstätte

Vereine hoffen auf neuen „Schützenhof“

Die Unternehmerfamilie Zimmermann hat die ehemalige Traditionsgaststätte in Friedrichsdorf gekauft. Am Montag trafen sich die Vertreter der Vereine und forderten die Stadt auf, das Gespräch mit dem Investor zu suchen.

Ludger Osterkamp Gütersloh. Fast zwei Jahre ist es her, dass die Stadt von der Politik den Auftrag erhielt, sich um eine neue Versammlungsstätte für die Friedrichsdorfer Vereine zu kümmern. Nun eröffnet sich eine überraschende Perspektive. Wie es heißt, hat die Unternehmerfamilie Zimmermann den ehemaligen „Schützenhof“ gekauft. Sie beabsichtigt, das Gebäude abzureißen und einen neuen Gasthof samt Saal und Hotelbetrieb zu bauen.

Die Zimmermann-Gruppe ist mit annähernd 500 Beschäftigten im Geschäft der Sondermüllentsorgung tätig. Unternehmer Eberhard Zimmermann äußert sich trotz mehrfacher Anfrage zu den „Schützenhof“-Plänen nicht. Erster Ansprechpartner sei für ihn die Stadt. Im Oktober 2020, nur ein halbes Jahr vor dem 150-jährigen Bestehen der Friedrichsdorfer Traditionsgaststätte, hatte Gastronom Heiner Niermann das Haus geschlossen.

Angeblich der Neubau eines Gasthauses samt Hotel geplant

Damit ging den Friedrichsdorfer Vereinen ihr wichtigster Versammlungsort verloren. Zwar forderten die Fraktionen im Stadtrat auf Initiative des CDU-Ortsverbandes die Stadtverwaltung direkt auf, „zeitnah“ zu einer Konferenz der Vereinsvorstände einzuladen, doch passiert ist erst das jetzt. Am Montag trafen sich die Vereine sowie Vertreter der Stadt und der beiden Kirchen im Gemeindehaus der evangelischen Kirche.

Dort war man sich einig: Der Neubau eines Gasthauses samt Veranstaltungsräumen wäre für Friedrichsdorf ein Glücksfall. „Besseres könnte der Vereinslandschaft hier in unserem Ort kaum passieren“, sagt Hubert Brummel, Vorsitzender des TuS Friedrichsdorf (1.500 Mitglieder). Die Vereine forderten die Stadt auf, auf den Investor zuzugehen und die Gespräche zu forcieren. Das habe Priorität. „Je früher wir in dieser Hinsicht Klarheit haben, desto besser“, sagt Brummel.

Scheitert das Vorhaben an Fragen des Baurechts?

Im Vorfeld des Treffens am Montag hatte die Stadt den Vereinen Fragebögen geschickt: Wer hat Räume, wie groß sind diese, wer braucht welche, wo trifft man sich derzeit? Die Auswertung dieser Bögen ergab, dass es den meisten Vereinen ganz gut gelingt, sich zu behelfen. „Wir sind gut vernetzt und helfen uns gegenseitig“, sagt Brummel. Die Kirchen stellen Räume zur Verfügung, die Waldorfschule, die Kita. In Summe war man sich einig, dass es unnötig sei, extra eine Veranstaltungsstätte zu bauen. Die zu bewirtschaften, zu finanzieren, mit Leben zu füllen, übersteige ohnehin die Möglichkeiten.

„Wir machen uns da keine Illusionen. Auch die Stadt wird sich nicht auf die Suche nach einem Grundstück begeben und für uns was Neues bauen“, sagt Jörg Kleineschallau, Vorsitzender des Bürgerschützenvereins Friedrichsdorf und Umgebung (560 Mitglieder). Die Schützen treffen sich derzeit hauptsächlich in den Gemeindehäusern der Katholiken und Protestanten, aber natürlich seien Fragen wie Terminfindung und Essen und Trinken deutlich einfacher in einem Wirtshaus zu klären. Winterbälle und Feste ließen sich eh kaum in einem Gemeindehaus feiern.

Der Auftrag an die Stadt sei daher, mit dem Investor für den „Schützenhof“ zu reden und überein zu kommen. Etwaige Probleme mit dem Baurecht seien möglichst aus dem Weg zu räumen. Dabei, sei der Konsens der Vereine, sollte sich die Verwaltung durchaus flexibel und kooperativ zeigen. In Blankenhagen sehe man, wie viel sich die öffentliche Hand den Umbau des Jakobushauses zu einem Bürgertreff kosten lasse – hier in Friedrichsdorf, könnte sich zusammen mit dem Investor eine Win-Win-Situation ergeben. Rund 35 Vereinsvertreter nahmen an dem Treffen am Montag teil, darunter auch Geflügelzüchter, Feuerwehrleute, Vertreter der Sozialraum AG.

Gefragt nach einer Wunschgröße für einen Saal, nannten die Vereinsvertreter einen Raum für rund 130 bis 150 Personen, der innen womöglich weiter abtrennbar sei. Ob die Zimmermann-Pläne genau das und einen weiteren Raum für kleinere Feiern vorsehen, ist unklar. Von der Stadt hieß es vor einigen Wochen, es sei ein Gespräch zwischen Bürgermeister Norbert Morkes und dem Investor angestrebt. Ob das inzwischen stattgefunden hat, konnten Vertreter des Fachbereiches Bauordnung laut Darstellung der Vereine am Montag nicht beantworten.

„Es ist höchste Zeit, dass sich die Stadt da mal hinterklemmt“, sagt Daniel Helmig, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Avenwedde-Friedrichsdorf. „Die Vereine warteten schon allzu lange, und außerdem kann es nicht sein, einen Investor derart hinzuhalten.“ Schon im August 2020 hatte die CDU ihren Antrag an die Verwaltung formuliert, in Sachen Versammlungsstätte tätig zu werden. Die anderen Fraktionen stimmten diesem Antrag zu.

Dem Vernehmen scheint es zwischen Stadt und Investor bei der Frage der Grenzbebauung zu haken. Damit Zimmermann auf dem 2.065 Quadratmeter großen Schützenhof-Grundstück zusätzlich zum Gasthaus ein Hotel mit rund 30 Zimmern errichten könne, müsse er sehr nah an die Grenzen rücken. Da davon auszugehen ist, dass niemand aus der Zimmermann-Familie das Haus selbst betreibt, müsste sich ein Pächter finden. Für diesen wäre eine Neukonzession einzuholen, was unter Umständen Fragen des Nachbarschaftsschutzes berührt.

Einziger gastronomischer Treffpunkt für einige (vornehmlich kleinere) Vereine ist in Friedrichsdorf noch das Gasthaus „Zum Taubenschlag“, das schräg gegenüber vom Schützenhof liegt. Der frühere Gastronom Helmut Bernhörster hat es vor einiger Zeit verpachtet. „Ein neuer Schützenhof wäre großartig für den Ort“, sagt Bernhörster, „wir haben immer voneinander profitiert.“